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Jan 24, 2022·edited Jan 24, 2022Liked by Verena

Noch ein Gedanke: Vllt müssen wir anerkennen, dass Freiheit nicht unser höchstes Gut ist. Gesundheit auch nicht. Sondern in Beziehung sein.

Freiheit ist ein neues Konzept. Es existiert nur in unserem Kopf, nicht in der Natur. Beziehungen aber sind natürlich und ein uraltes Bedürfnis, gar definierend für uns Menschen.

Im Zweifel werden die meisten Menschen wohl deshalb existierende Beziehungen über Freiheit setzen.

Allerdings werden sie damit dann auch erpressbar. Wer etwas von ihrer Freiheit will, muss sie nur vor die Wahl stellen...😟

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Puh... das ist ja eine Entscheidung: frei und einsam od unfrei und verbunden?😳

Oder ist es nicht so ausgeschlossen, frei und verbunden zu sein?

Bis ich mich unfrei fühle, kann ich verbunden sein. Wenn ich mich wieder frei(er) fühlen will, muss ich mich vielleicht entbinden - und mich neu in Einsamkeit gebären. Loslassen. Auch mal von Menschen.

Doch einmal entbunden muss ich nicht so bleiben. Ich kann mich neu verbinden, wenn dadurch mit gerade wichtige Freiheit nicht eingeschränkt werden.

Insofern: Wer Freiheit will, muss wohl Einsamkeit riskieren. Doch es besteht eine gute Chance, dass die nur temporär ist. Auf der anderen Seite der Einsamkeit können neue schöne, gar schönere Verbindungen warten.

Mir scheint, Freiheit und Verbindung/Beziehung sind keine Gegensätze.

Corona hat mir gezeigt: Wo mein Freiheitsbedürfnis zu einer Trennung geführt hat, hat es andererseits aber auch neue Beziehungen gebracht.

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Jan 24, 2022Liked by Verena

Diese Form von Freiheit habe ich mir auch immer gewünscht, vor allem als ich noch jünger war. Ich hatte den Traum, zu jedem Zeitpunkt meines Lebens einfach aufstehen und weggehen zu können. Nicht vor etwas davonlaufen, nicht auf etwas zu gehen, einfach nur gehen. Ohne Schmerz, ohne Wut, einfach mit dem Gefühl ganz tief mit mir selbst verbunden zu sein und andere Menschen nicht zu brauchen.

Aber das ist ein Irrtum. Menschen brauchen Menschen. Immer. In welchem Umfang und in welcher Tiefe mag individuell unterschiedlich sein und sich im Laufe eines Lebens und auch im Laufe der unterschiedlichen Beziehungen durchaus verändern.

Nach wie vor liebe ich die Freiheit. Oder vielleicht auch nur die Vorstellung davon. Aber die Einsamkeit liebe ich nicht. Allein zu sein und allein sein zu können - das ist schön und oftmals nötig. Um wieder zu sich selbst zu finden, oder nur Ruhe zu finden, oder weil irgendwelche Wunden heilen müssen. Aber Einsamkeit ist nicht dasselbe. Ich verbinde mit Alleinsein einen vorübergehenden, gewünschten, oder notwendigen Zustand für einem begrenzten Zeitraum. Einsamkeit hat für mich ganz persönlich etwas Ewiges, etwas Starres, Kaltes, Leeres. Und auch hier wieder ganz persönlich, all dies fürchte ich, all dies will ich nicht und halte es darüber hinaus auch für ungesund. Jedenfalls auf lange Sicht gesehen.

Im Laufe eines Lebens verändert sich der Blick auf so vieles. So wie sich auch die Beziehungen verändern. Es fühlt sich anders an, ob man Freundschaften pflegt. Innige Freundschaften können außerordentlich wichtig sein. Dann aber kommen möglicherweise Partnerschaften. An diese Partnerschaften stellt man dann noch ganz andere Ansprüche als an die Freundschaften. Die Bindung steht auf einer anderen Basis und erreicht günstigstenfalls eine noch weitere tiefe. Im Gegensatz zu einer Freundschaft, die einfach so vor sich hin lebt, taucht mit einem Partner vielleicht der Wunsch auf einen zeitlichen Horizont wahrzunehmen und mit gemeinsamen Schritten auszufüllen. Verliebt, verlobt, verheiratet wäre hier so der Klassiker. Aber es können natürlich auch ganz andere Inhalte sein.

Wenn man es schafft innerlich flexibel und anpassungsfähig zu sein und äußere Veränderungen ebenso balancieren kann wie innere Veränderungen, bleibt das Leben spannend. Vielleicht gehören Phasen der Einsamkeit dazu. Ganz gewiss aber Phasen des Alleinseins.

Ein letzter Gedanken. Vielleicht ist es die große Kunst, die Einsamkeit nicht als solche wahrzunehmen, sondern stattdessen als freies und leidloses Alleinsein. Womit letzten Endes alles einfach nur eine Frage der Begrifflichkeit ist

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