Vielleicht
Take One – Ausschnitte aus einem Brief, geschrieben am 28.11.2021
„… Vielleicht bin ich einfach noch nicht bereit für den Schmerz, der mich erwarten wird, wenn ich beschließe die Sache, die zwischen uns irgendwie läuft, zu beenden.
Vielleicht will ich noch ein bisschen leiden. Manchmal ist es ja irgendwie auch ganz schön.
Vielleicht bin ich noch nicht stark genug dafür, mich von dir zu lösen, vielleicht will ich es auch nicht sein. Ich will ein bisschen kaputt sein, ein bisschen was erleben, ein bisschen leben.
Vielleicht fühle ich mich durch Dich lebendig, weil ich so viel fühle, was ich ansonsten nicht fühlen würde.
Ich mag irgendwie unsere Unperfektheit, Unvollkommenheit. Vielleicht bin ich deswegen immer noch bei Dir.
Vielleicht bin ich noch bei Dir und kämpfe um Dich und um uns, weil ich es so gelernt habe – um die Liebe kämpfen.
Ich mag dieses Etwas. Aber vielleicht mag ich es auch nur, weil es die einzige Möglichkeit ist, überhaupt etwas von Dir zu bekommen.
Vielleicht bleibe ich auch nur bei Dir, weil ich eine Erfahrung für mich machen möchte. …“
Take Two – Gedanken am 17.7.2022
„Vielleicht brauche ich keinen finalen Schlussstrich.
Vielleicht muss ich den Stachel nicht aus meinem Herzen entfernen, sondern ihn vielmehr integrieren.
Vielleicht muss ich die Seite gar nicht umblättern, sondern ich kann meine Geschichte genau dort weiterschreiben.
Vielleicht ist das hier kein Ende, sondern vielmehr ein Anfang. Du bist kein Punkt, kein Ende, sondern ein Semikolon; nach Dir geht es weiter.
Vielleicht muss ich lernen, dass manches in der Schwebe und ungeklärt bleibt.
Vielleicht brauche ich keine Antwort von Dir, sondern muss akzeptieren, dass Du mir nie eine schuldig warst.
Vielleicht muss ich einfach darauf vertrauen, dass die Gefühle für Dich nach und nach verblassen werden, bis sie zu Erinnerungen in längst vergangenen Zeiten werden, die mich zwar geprägt haben, aber nicht mehr bestimmen.”
Photo by Phil Botha on Unsplash