Einfach mal nichts tun. Das fällt mir schwer, wie ich gerade feststelle. Und es ist irgendwie lustig, weil mir genau das meine Vize-Mama schon vor Jahren gesagt hat. So richtig annehmen konnte ich es damals nicht bzw. ich habe es bei mir nicht gesehen.
Ich bin momentan in einer stressigen Phase – Weihnachten rückt stetig näher, Uni-Sachen wollen erledigt werden, der Haushalt schmeißt sich auch nicht von alleine, ich bereite mich auf meinen baldigen Auslandsaufenthalt vor und versuche ganz nebenbei noch Geld zu verdienen und den lieben Menschen in meinem Leben gerecht zu werden. Vor ein Tagen war ich deshalb total gestresst und den Tränen nahe, weil einfach alles zu viel war/ist. Heute sieht die Welt schon anders aus, weil ich wider Erwarten diese Woche an zwei Tagen doch nicht arbeiten muss. Das schenkt mir zwei freie Tage, an denen ich mal runterkommen kann. Das kommt mir wirklich sehr gelegen – ich habe jetzt Zeit dazu, kleinere Dinge abzuhaken, Sachen, die auf der Strecke geblieben sind, anzugehen, und all das eben nicht gestresst zu tun, sondern ganz entspannt.
Aber: Ich mache die ganze Zeit etwas. Ich schreibe To do Listen, organisiere hier, organisiere da, immer fällt mir noch und noch eine Kleinigkeit ein, die ich machen muss oder an die ich später noch denken will, um sie zu erledigen. Und so ziehen die Stunden des Tages vorbei und irgendwann ist das allermeiste von der Liste abgearbeitet. Tja, und dann?
Anstatt mich darüber zu freuen und die Füße hoch zu legen, mir ein Buch zu schnappen oder sonst was zu machen, worauf ich Lust habe, und was nicht (!) mit Organisieren zu tun hat, stehe ich etwas verloren in meiner Wohnung rum und weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll. Auf die Sachen, die mir eigentlich Spaß machen – Lesen, Schreiben, Spazieren gehen, Musik hören, oder doch mal ‘ne kleine Sport Session – habe ich keine Lust. Ich kann mich nicht dazu aufraffen, sondern schiele vielmehr auf meine Liste, ob es nicht doch noch etwas zu tun gibt. Ich komme mir fast schon hilflos vor, was ich nun mit dieser freien Zeit mitten am Tag anfangen soll…
Warum ist das so?
Ich möchte besser darin werden, meine Frei-Zeit mehr wertzuschätzen und wirklich mal runterzukommen. Ich bin immer nur am Hustlen, am Tun, am Denken. Ich glaube, ich habe das nicht so richtig gelernt, frei zu haben.
Immer mal wieder habe ich den Satz im Kopf „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Aber da ich die ganze Zeit nur mit Arbeit aller Art und Terminen beschäftigt bin, kommt es irgendwie nie zum Vergnügen. Und wenn Zeit da ist zum Vergnügen, dann weiß ich nicht was ich mit ihr anstellen soll… Ich glaube, dieser Satz ist sehr tief in mir verankert. Und mit Frei-Zeit meine ich Zeit, die ich für mich alleine zur Verfügung habe und in der ich mit niemandem in irgendeiner Weise verabredet bin. Just me, myself, and I!
Mich mit Freunden und/oder meinem Freund zu treffen und zum Tanzen zu gehen, fällt mir nicht schwer. Aber freie Zeit für mich alleine zu gestalten, empfinde ich als schwierig…
Vielleicht muss ich auch erstmal die Tatsache akzeptieren, dass es mir eben schwerfällt, wirklich frei zu haben, frei zu machen, und diese Zeit für mich schön zu gestalten. Anstatt mich direkt dafür unterschwellig zu verurteilen, dass ich doch jetzt wissen müsste, was ich in meiner freien Zeit machen möchte.
Und ich glaube auch, dass ich mich ein bisschen zu meinem Glück zwingen muss. Denn ich gebe mir ja erst Frei-Zeit, wenn alles schon abgearbeitet ist. Ich sitze eben nicht, um 12 Uhr mittags auf der Couch mit ‘ner heißen Schokolade in der Hand und denke mir in Anbetracht meiner vollen To Do Liste „Mensch, jetzt erstmal so richtig ‘ne Runde entspannen und nichts tun!“. Ne, ne, ne, das Ding wird erst abgearbeitet, und wenn dann noch Zeit übrig ist vom Tag, erst dann können wir wirklich über Freizeit sprechen.
Oder anderes Beispiel: Ich komme nach Hause von der Uni und anstatt mir erstmal ‘ne Pause zu gönnen, weil es ein anstrengender Tag war und ich heute schon etwas geschafft habe, mache ich direkt weiter zu Hause. Nur kurz was essen, und dann ab an den Schreibtisch und erstmal Mails beantworten. Nebenbei noch Nachrichten aufm Handy checken und gefühlt drei weitere Listen anlegen. Tjaaaa, kein Wunder, dass ich quasi dauergestresst bin… Gesund – physisch, wie psychisch – ist mein Verhalten in jedem Fall nicht.
Was ich also meine mit „ich muss ich zu meinem Glück zwingen“ ist, ich muss mir Pausen in meinen Alltag einbauen, auch wenn noch nicht alles erledigt ist. Muss meinen Kopf zur Ruhe bringen, der immer auf Hochtouren läuft, denn das allermeiste kann ja dann doch nochmal ‘ne halbe Stunde oder länger warten.
Und vielleicht muss ich mir auch, wie ein Mantra, immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass eine entspannte Verena viel, viel weiter kommen wird als eine gestresste Verena. Das Leben ist kein Sprint, sondern ein Marathon und den kann ich nur erfolgreich laufen, wenn ich ein gleichmäßiges Tempo einlege, mir meine Kräfte einteile und mich mit lockerem, federndem Schritt kontinuierlich fortbewege. Denn nur wenn ich mich langsam bewege, kann ich auch die Schönheit um mich herum wahrnehmen – die Natur, die Menschen und diese Welt bestaunen und mich an diesem Leben – an diesem Marathon – erfreuen.
Also, hier ein paar zukünftige Regeln für mich, um besser im Pausen-machen/gestalten zu werden:
1. Pausen einplanen – ganz konkret z.B.: Wenn ich von der Uni/Arbeit nach Hause komme, mache ich mindestens eine halbe Stunde Pause.
2. Pausen dann auch einhalten – und nein, auf Insta rumdaddeln und Freunden nur kurz schnell auf Whatsapp antworten, zählt nicht. Auch Essen zählt nur halb…
3. Mich nicht dafür verurteilen, wenn ich nicht weiß, was ich mit meiner freien Zeit anstellen soll.
Wenn euch noch etwas einfällt, wie ich darin besser werden könnte oder ihr euer Zuhause-Hobby mit mir teilen wollt, das ich auch unbedingt mal ausprobieren sollte, hit me up! :)
Bis dahin bleibt mir nur zu sagen: Viel Spaß bei eurer Frei-Zeit! Ich hoffe, ihr wisst sie mehr zu schätzen als ich. ;)
Foto 1 on Unsplash
Foto 2 on Unsplash
Schön beschrieben: das Normal für viele Menschen. Du bist nicht allein!
Aber normal ist eben nicht gleich „gut“ oder gesund. Das spürst du zurecht. Aber was tun?
Dass du geschenkte zwei freie Tage nicht aus dem Stand nutzt und wie von Fäden geschnitten auf die Couch fällst und nur noch Musik hörst während du Chips futterst, finde ich auch normal, erwartbar. Du brauchst Zeit zum Runterkommen, to unwind.
Weil das auch Zeit braucht, die Menschen aber keine haben und ungedultig sind, versuchen sie das oft zu beschleunigen, zb mit Alkohol. Das ist natürlich keine gute Idee.
Das bedeutet? Du brauchst noch mehr Zeit😳
Da die sich nicht von allein ergibt, musst du sie planen. Das steht schon auf deiner Liste. Aber ob es mit einer halben Stunde getan ist? Sei gewappnet, dass es womögl mehr sein muss.
Und sei gewappnet, dass andere die so gezogene Grenze belagern werden. Du brauchst Kraft, sie zu verteidigen (auch gegen deine Lieben😉).
Finde Wege, die Frei-Zeit zu ritualisieren. Ja, ein wenig heilig sollte sie dir sein. Wie das aussieht, ist ja ganz dein Ding. Für mich ist zb langes Duschen eine Form von Frei-Zeit🙄😁 Oder morgens im Bett lesen oder denken.
Wann passt also Zeit für Freiheit am besten in den Tag?
Vorsicht auch vor zu viel Planung von Freiheit😲 Ich nehme zb lieber in Kauf, abends länger einer „Verpflichtung“ zu dienen, als tagsüber nicht spontan sein zu können, um mal 30min od 60min etwas zu tun, wozu ich grad Lust habe.
Diese Freiheit, aus der Verpflichtung einfach auch aussteigen zu können, ist mir etwas wert. Dadurch fühle ich mich weniger getrieben, mehr in Kontrolle.
Aber erstmal schön, dass du erkannt hast, was dich stört! Jetzt bist du sensibel und machst dich auf den Weg. Ich wünsche dir, dass du die Kurve zu einer gesunden Balance kriegst. Denn wenn nicht... dann droht die Explosion (harte Schnitte, die dir und anderen weh tun) oder Implosion (Depression und Schlimmeres).
Ich bin jedoch gewiss, du findest einen guten Weg!🤗
Liebe Verena, Danke für's Ausformulieren, von etwas, das mich immer wieder mal beschäftigt und das ich sehr ähnlich empfinde. Ich habe noch keine Lösung aber ich über und hilfreich: mein lieber Mann zieht ab und an an mir und erinnert mich, dass mal Nichts tun eine gute Alternative ist zum ständigen "Abhaken". Allerdings ist er auch genau derjenige, der mit mir immer wieder neue Ideen ersinnt, wo es dann wiederum viel zu tun gibt.....