Die Sonne geht gerade unter – hoch oben über den Wolken. Ich befinde mich irgendwo zwischen Europa und Afrika.
Auch wenn ich bald den Boden eines anderen Kontinents berühren mag, so bin ich mit dem Herzen doch noch in Hamburg. Die Leichtigkeit des Fliegens steht im Kontrast zu meinem Herz, dass mir beim Abflug schwer geworden ist. Zum ersten Mal habe ich bei dem Antritt einer Reise geweint – Nicht, als ich vor zwei Jahren für einen Monat nach Indien geflogen bin und auch nicht, als ich für 10 Monate nach Frankreich gegangen bin. Gerade bin ich traurig, dass ich für ein paar Wochen mein Leben in Hamburg verlasse. Aber in diese Traurigkeit mischt sich auch Freude und tiefe Dankbarkeit, denn die Schwere des Abschieds zeigt mir doch, wie gern ich mein Leben momentan mag. Mir fällt es schwer, das zuzugeben, aber ich glaube, ich bin glücklich. Zufrieden mit der Person, zu der ich geworden bin und weiterhin werde. Es ist irgendwie ein Gefühl von Angekommen sein, ohne aber wirklich stehen zu bleiben. Und so zeigt mir die momentane Traurigkeit, dass alles gut ist. Dass ich mit meinem Leben genau da bin, wo ich sein will. Dass ich Menschen um mich habe, die mich lieben und die ich liebe. Und das ist alles, was zählt.
Vielleicht werde ich auf dieser Reise das erste Mal Heimweh verspüren – ein Gefühl, dass mir (bis jetzt) immer fremd geblieben ist. Aber es wird mich daran erinnern, dass ich ein erfülltes Leben habe, bei dem gerade einfach mal die Pause-Taste gedrückt wurde.
Die Sonne ist fast untergegangen – hoch oben über den Wolken. Ich blicke voller Erwartung in Richtung Ghana. Denn einem Abschied wohnt schließlich auch immer ein neuer Anfang inne. Und in meinem Fall weiß ich ja, dass es kein Abschied für immer ist.
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